Kohlgruber Hörnle


Der erste Urlaub zu dritt - und dennoch konnte ich mehrmals fliegen!

Am Donnerstag, dem 2. Oktober 2003, fuhren Astrid und ich mit unserer Tochter Esther Johanna bei föhnigem Wetter von unserem Urlaubsort Roßhaupten nach Kappel bei Unterammergau. Mein ehemaliger Fluglehrer Manfred gab uns diesen Ortstipp und kam auch mit uns, um mit mir das Kohlgruber Hörnle zu befliegen, während Astrid mit Tochter Esther im Kinderwagen etwas spazieren gehen wollte.

Schon den Tag zuvor hatten wir uns diesen Berg angesehen, wegen Regens war der für den Tag angesetzte Flug allerdings buchstäblich ins Wasser gefallen.

Zum Startplatz fuhr hier keine Seilbahn, also mussten wir wandern. Und das kann sogar mit den 20 kg Gewicht auf dem Rücken richtig Spaß machen.

Für einen Stadtmenschen wie mich waren die vielen Milch- (die schwarzweissen) und Kakau- (die braunweissen) Kühe eher befremdlich und ich drückte mich schnell an ihnen vorbei; eben nicht ganz so souverän, wie Manfred es auf diesem Bild vormacht.

Nach etwas über hundert hochgestiegenen Höhenmetern konnte ich schon einige meiner Knochen spüren und nicht glauben, dass dies erst hundert hochgestiegene Höhenmeter sein sollten.

In den wunderbaren Farben des beginnenden Herbstes erschloss sich uns ein gigantischer Blick auf Unterammergau und das Tal. Einen Blick, der mit jedem weiteren zurückgelegten Höhenmeter an Schönheit gewann.

Am Hang bedeutete ein Schritt nach vorne im Schnitt zehn gewonnene Höhenzentimeter. Dabei muss bedacht werden, dass wegen der unregelmäßigen Geländestruktur eines Berges kein Schritt genau zehn gewonnenen Höhenzentimetern entsprechen und auch kein Schritt die gleiche Länge wie der vorhergehende haben kann. Dennoch bedeuten ca. hundert Schritte einen Höhengewinn von zehn Metern...

Neben vielen anderen gingen mir auch solche Gedanken durch den Kopf, als ich mit den 20 kg Gewicht auf dem Rücken weiter den Berg hochwanderte.

Ungefähr 400 Höhen- und 2100 Längenmeter (nach obigen AusfĂĽhrungen entspricht das 4000 Schritten mit einer durchschnittlichen Länge von 52,5 cm...) legten wir zurück, bis wir nach ungefähr einer Stunde (also wanderten wir mit einer Schrittfrequenz von ca. 1,1111 Schritten/Sekunde) einen Platz erreichten, an dem der Wind gut anstand und der uns beiden gefiel.

Manfred flog als erster. Ich wollte es so, weil er das Gelände kannte und ich seinen Flug erstmal beobachten wollte.

Dann startete ich. Der Start war gut und sehr einfach, einen Schritt nach vorne, schon war der Schirm in der Luft, einen weiteren Schritt und der Schirm fing an zu tragen. Und einen dritten Schritt, schon konnte ich den Boden nicht mehr berühren.

Nicht bedacht hatte ich allerdings, dass sich zwischen Manfreds und meinem Schirm eine Entwicklungszeit von fast sechs Jahren und damit auch eine erhebliche Diskrepanz in der entsprechenden Gleitzahl befand. Während Manfred seine ordentliche Höhe gut halten konnte, befand ich mich fast den gesamten Flug über auf einer kritischen Höhe von 180 bis 300 Fuß über Grund.

Recht knapp schaffte ich es immer über die diversen Baumreihen, an eine vorzeitige Landung wollte ich jedoch auch nicht denken.

Ich hätte eben, meine schlechtere Gleitzahl bedenkend, nicht einen ähnlichen Westkurs wie Manfred fliegen, sondern über eine ausgedehnte Ostkurve zurück nach Kappel gleiten sollen.

Während Manfred geniale Photos von weit oben auf die Kapelle machen konnte, reichte es bei mir für eine nette Seitenansicht.

Dennoch versuchte ich, die Landewiese zu erreichen. Die auf diesem Bild schon zu sehende Stromleitung (besser noch auf dem obersten Photo zu erkennen) mahnte mich aber und so drehte ich im letzten Moment links bei und landete mit Rückenwind am Fuße der Kirche, etwa 300 Meter neben dem Landeplatz.

Einmalig schön war die Wanderung auf den Berg und der kurze Flug wieder zurück zum Ausgangspunkt. Geschafft aber glücklich landete ich!

Meine beiden Frauen erwarteten mich schon.

Zufällig war der von mir gewählte Landeplatz wesentlich näher an meinen beiden Liebsten als der zuvor abgesprochene...

Einen schönen Flugtag wollten wir auch mit einem kulinarischen Erlebnis beschließen und fuhren deshalb noch auf eine naheliegende Käsealm.

Die gemischte Käseplatte und die Buttermilch - alles ausgewählte Leckereien der gehobenen Sonderklasse - rundeten den Nachmittag ab.

Es war ein schöner Tag und insgesamt ein gelungener Urlaub im Allgäu!

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e-mail:

Ulrich Franzke <sinus@ulrich-franzke.de>