Zöblen


Wir haben unseren Weihnachtsurlaub 2003 in Bayern verbracht, unseren Hochzeitstag gefeiert und uns an dem vielen Schnee erfreut. Ja, in Bayern gibt es noch richtigen Schnee!

Zum Fliegen war es die ganze Zeit viel zu neblig. Am Donnerstag, dem 1. Januar 2004 kam von Manfred der Tipp: "Versuch's doch heute mal im Tannheimer Tal in Österreich, den aktuellen Bildern der dortigen WebCam nach könnte es dort gerade noch gehen, wenn du dich beeilst."

Und ich hatte Glück! Direkt nach der letzten Kurve vor dem Tannheimer Tal riss die Wolkendecke auf und ich konnte die Sonne sehen. Manfreds Tipp folgend fuhr ich in den Ort Zöblen, um von dort zur ca. 250 Meter höher gelegenen Kapelle neben dem Rasthaus Zugspitzblick zu wandern. Bei dem vorherrschenden Südwind der ideale Startplatz für einen kleinen Flug.

Ein anstrengender Marsch durch den Schnee begann. Auf dem Rücken der Gleitschirm mit Gurtzeug und Rettung, im Sack noch drei weitere warme Jacken für den Flug, sowie Helm, Halstuch  und Handschuhe. Vor dem Bauch die Tasche mit dem Variometer, Taschenmesser, Rettungsschnur, GPS und dem Photoapparat - alles in allem mit ca. 25 kg Gepäck machte ich mich auf den Weg zur Kapelle.

Der Schnee auf der Straße war zwar plattgefahren, trotzdem war es sehr glatt. Mehrfach kamen mir Schlitten- und Skifahrer entgegen, die mich sehr mitleidig ansahen.

Inzwischen nebelte es, wie auf dem Bild ersichtlich, wieder ein. Die Dunstschicht wurde langsam aber stetig dichter.

Trotz des schweren Gepäcks genoss ich meine Wanderung und das, was sich meinem Auge bot. Ich habe es die letzten Male in Bayern schon gemerkt: Ein erwanderter Flugberg bleibt viel lebendiger in Erinnerung und ist damit wertvoller als einer, der mit der Gondel oder dem Sessellift "erfahren" wurde.

Fast oben. Und - wie ich schon auf halbem Weg befürchtet und an der Fahne gesehen hatte - eindeutig Westwind, wenn auch nicht allzu stark. Ein einfacher Start würde es wohl nicht werden.

Nach einer kurzen Besichtigung der Kapelle legte ich den Schirm soweit wie möglich in westliche Richtung aus, was bei den Geländebedingungen wohl eher südsüdwestlicher Richtung entsprach. An dem steilen Hang unterhalb der Kapelle war das Auslegen des Schirmes bei dem Schnee nicht einfach, ein paarmal rutschte ich aus und mehrfach musste ich den abrutschenden Schirm wieder nach oben ziehen.

Der Start war wie erwartet schwer, ich startete ziemlich im Lee des westlichen Hügels neben der Kapelle. Die Laterne rechts unten auf dem Bild kam mir extrem nahe. Dennoch schaffte ich es brauchbar raus.

Der etwa fünfminütige Flug führte mich in geringer Höhe direkt über die Kirche in der Bildmitte, dann bog ich nach rechts ab und landete ca. 150 Meter vom Auto entfernt, das auf dem ganz rechts erkennbaren Parkplatz abgestellt war.


Ich hatte es schon öfters gehört, bei einer Landung im diffusen Weiss des unberührten Schnees soll das Abschätzen der Distanz zum Boden nicht möglich sein. Und tatsächlich war es so bei meiner Landung 40 Meter neben der Loipe: Ich schätzte die verbleibende Höhe noch mit über 4 Metern ein, als meine Füße den Boden berührten. Wäre ich darauf nicht vorbereitet gewesen, hätte ich mich wahrscheinlich auf die Nase gelegt.

Manfred verriet mir am Abend seinen Trick: Vor dem Flug den Landeplatz begehen und einen großen Kreis an der Stelle in den Schnee treten, an der man landen möchte.

Links oben auf dem Bild ist die Kapelle zu sehen, neben der ich gestartet war.

Ich hätte an diesem Tag gerne noch einen zweiten Flug gehabt, kurz nach meiner Landung war die Kapelle jedoch schon fast in den Wolken verschwunden. Ein zweiter Flug war daher nicht möglich.

Das Tannheimer Tal hat mir sehr gut gefallen, hierhin werde ich in einem der nächsten Urlaube sicher wieder kommen.

In Roßhaupten bei unserer lieben Vermieterin warteten meine Frauen schon mit Kuchen und heissem Kaffee auf mich.

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e-mail:

Ulrich Franzke <sinus@ulrich-franzke.de>