Starker Südwind


Die letzten Tage und Wochen waren nicht fliegbar, entweder wegen des Wetters oder wegen anderer Termine - und einige dieser Termine waren auch nicht sehr erfreulich. Am 8. Dezember 2021 sollte ich endlich wieder in die Luft - es war eher auch Astrid, die mich dazu drängte: „Du brauchst das jetzt...“, sagte sie mir. Wie recht meine liebe Astrid hatte!

Zwar schien die Sonne und es war mit +5C° (Auto-Thermometer) auch nicht besonders kalt, es wehte aber ein ordentlicher Südwind; bei meinem Start wurde er mir mit elf Knoten angegeben.

Trotz des Windes aus 90 Grad konnte ich problemlos starten, drehte mit dem Querruder den Flügel in den Wind und musste nur noch mit dem Seitenruder den Kurs halten. Dann startete ich einen Flug gegen den Wind in Richtung Süden.


Der Start war relativ einfach im Vergleich zu dem restlichen Flug, sehr böig und unruhig war es in der Luft, immer wieder musste ich das Querruder an den Anschlag bringen, aber auch mit dem Seitenruder kam ich immer wieder an die Grenzen des Machbaren.

Ich genoß trotzdem die wunderbare Sicht. Südlich flog ich an Olfen vorbei. Die St.-Vitus-Kirche wird sicher irgendwann in einem Heiligenportrait auf bonifatius.tv erscheinen. Immerhin ist der heilige Veit einer der 14 Nothelfer. Die Kirche ist allerdings wegen der dunklen Baumaterialien sehr schwer in Szene zu setzen, im Sommer ist sie fast unfilmbar, in der jetzigen Jahreszeit würde es brauchbar gehen.


Das Fliegen gegen oder mit dem Wind war problemlos, zwar musste ich auch da immer wieder die Ruder kräftig benutzen, um das Flugzeug gerade zu halten, aber das ging gut. Das Fliegen mit Seitenwind dagegen war heftig. Immer wieder wurde bei dem starken Wind der Flugzeughintern weg gedrückt, das Flugzeug kam automatisch in den Slippmodus, den Seitengleitflug und das Anzeigeinstrument „Libelle“ hatte die Kugel auf Anschlag.


Wunderschön fließt die Lippe unter dem Dortmund-Ems-Kanal und dann (unten im Bild) auch noch unter der „Alte Fahrt“ durch. Nur schade, dass gerade kein Lastkahn auf dem Kanal war.


Nahe des Haard-Campingplatzes zeigte der in der Luft liegende Rauch, wie windig es am Boden war. Ich hatte darauf gehofft, dass es weiter oben ruhiger werden würde, hatte aber nach 800 Höhenmetern dieses Experiment abgebrochen, je höher ich kam, umso windiger und böiger wurde es.

Insgesamt war der Flug also mindestens „anspruchsvoll und sportlich“.


Über den Wesel-Datteln-Kanal flog ich und konnte einen voll mit Kohlen beladenen Lastkahn in der Schleusenkammer und einen kleineren Kahn beim Ausfahren photographieren. Die Kohlen gaben ein warmes Gefühl, denn in der Luft war es ordentlich kälter als am Boden.


Wunderbar fließt die Lippe um diese Bauminsel herum. Das gelb-braune Laub, die Farbe des Herbstes, ist vom Wind verweht und vergangen, der Winter steht da und fordert Einlass. Die Tage sind schon extrem kurz, an diesem Tag war um 16:23 Uhr Sonnenuntergang.

Die Kälte und die Tristesse des Winters ist schon fast da, viel schlimmer wird es nicht mehr. Und nach jedem Winter kommt auch wieder ein Frühling! Es dauert nicht mehr lange, dann werde die Tage wieder länger.

Immer zuversichtlich bleiben und auf Gott vertrauen! Und: Zwar werden die Tage noch eine kurze Zeit kürzer, der früheste Sonnenuntergang für Borkenberge um 16:21 Uhr ist aber schon am 16. Dezember vorbei. Und ab dem 24. Dezember(!) ist der Tag auch mit sieben Stunden und 49 Minuten eine Minute länger als der Vortag.


Der Flug vom Haard-Wald nach Seppenrade zur St.-Dionysius-Kirche dauerte nur wenige Minuten, ich hatte ja auf dieser Wegstrecke ordentlichen Rückenwind. Kurz überlegte ich, ob ich nun schon wieder zur Landung ansetzen sollte, aber die Füße und die Hände signalisierten mir, dass es noch ein wenig gehen würde (ich hatte nur meine Alltagssandalen an den Füßen, aber immerhin hatte ich im Auto noch ein zweites Paar Socken gefunden...).


Den Hof zwischen der B58 und dem Kermessenkamp in Seppenrade musste ich ablichten, zu schön lag er im diffusen Licht der tiefstehenden und von Wolken fast verdeckten Sonne. Der Reiz des Bildes ist da, der Hof mit der runden Toreinfahrt scheint sonnenerleuchtet, die Bäume haben dagegen kaum sichtbaren Schattenwurf.


Schattenwurf ist dagegen hier zu sehen: Bis zur St.-Michael-Kapelle flog ich, dann drehte ich um. An dieser Stelle hatte es die Sonne wieder geschafft, aus den Wolken heraus zu kommen.


Der Schrottplatz in Dülmen war mir schon ein paar mal früher aufgefallen, an diesem Tag photographierte ich ihn aber endlich.

Der Landeanflug war alles andere als leicht, in den Gegenanflug wollte ich mit der reduzierten Höhe von 1200 Fuß nicht wirklich einfliegen. Ich hatte ordentlich an allen Rudern zu rühren, um das Flugzeug halbwegs gerade in der Luft zu halten. Die Landung gelang, ich kam gut wieder unten an.

Seit über zwanzig Jahren fliege ich nun. Das Jahr 2021 ist das erste Jahr, in dem es in jedem Monat mindestens einen Flugbericht gab. Mich freut's!